03.06.2021 13:32

Foto: Hannes Holtmann

So meistert Milena Petrich beim Kreissportbund OPR den Spagat zwischen Studium und Beruf

Milena Petrich wagt den Spagat zwischen Studium in Potsdam und Praxisteil beim Kreissportbund in Neuruppin. Damit nicht genug: Die Walslebenerin greift auf einem dritten Gebiet an.


Aus der Märkischen Oderzeitung vom 25. Mai 2021, Matthias Haack:

Genau den Job gefunden, in dem sie aufgeht. Oder vielmehr ist es eine Fülle von Aufgaben, denen sich Milena Petrich stellt – mit Freude, mit Schwung und jeden Tag Lust auf die Herausforderungen. Die 22-Jährige bindet sich allein einen bunten Strauß. Sie ist Azudentin beim Kreissportbund (KSB) Ostprignitz-Ruppin und schlägt den Weg im Dualen Studium ein.

„Ja“, sagt Milena Petrich mit ruhiger Stimme, „ich kann derzeit alles so in meinem Leben gestalten, dass ich völlig zufrieden bin. Es läuft optimal.“ Trotz Corona, trotz fehlender Präsenz, trotz dem so schmerzlich vermissten Kontakt zu den Sportlern. Vor allem die ganz jungen Sportler haben es der jungen Frau angetan. Vorschulkinder aus der Region Temnitz führt sie peu à peu an den Sport heran. Vier Gruppen sind es, die im Projekt Kita-Sportverein von Milena Petrich betreut werden. „Das klappt ja im Moment leider nicht. Aber solange ich in die Kita durfte, war das echt toll.“

Im ersten Lehrjahr noch an der Ausbildungsrichtung gezweifelt

Milena Petrich legte vor vier Jahren ihr Abitur ab, begann im Anschluss eine Ausbildung zur staatlich anerkannten Erzieherin mit dem Schwerpunkt Sport an der Beruflichen Schule Lindow. Dass sie mit dem Prädikat „sehr gut“ abschnitt, kommt ein wenig überraschend, denn zwischenzeitlich wollte sie die Segel streichen. „Im ersten Lehrjahr habe ich gezweifelt, ob das das Richtige für mich ist.“ Artfremde Lehrinhalte bremsten ihren Elan aus. Doch sowohl die damalige Schulleiterin Cornelia Christiansen als auch Thomas Krieglstein und Hannes Holtmann aus der Geschäftsstelle des KSB sprachen ihr Mut zu. Mehr noch. Sie ebneten den Weg für eine Zeit nach dem Abschluss zur Erzieherin.

Rettungsschwimmerin, Ernährungsberaterin, B-Lizenzinhaberin im Breitensport – die Walslebenerin kommt vielfältig daher und bleibt es. Seit Oktober 2020 studiert sie dual an der Fachhochschule für Sport und Management Potsdam (FHSMP): Unter angewandte Sportwissenschaften im Bereich der Bewegungspädagogik läuft der theoretische Teil, beim praktischen öffnet der KSB als Kooperationspartner seine Tür. Damit nicht genug: Sie ist als Lehrkraft an der Förderschule Pritzwalk mit dem Schwerpunkt Lernen tätig. Zwischen 2. und 10. Klasse sind die Schüler dort. Auch ihnen, meistens verhaltensauffällige Kinder und Jugendliche, bringt sie speziell den Sport in den Unterrichtseinheiten nahe. Offenbar hat sie einen Draht zur Jugend gefunden. Denn es sei keineswegs normal, wie aufgeschlossen die achte Klasse die junge Lehrkraft empfängt: „Sie sagen“, berichtet Milena Petrich, „dass ich eine der wenigen Lehrerinnen bin, bei denen es Spaß macht. Ich habe zu Beginn klare Regeln aufgestellt, setze diese um und bin seitdem auf einer Ebene.“ Ein typisches Szenario für einen Sportler. Und für einen Erzieher. Für Milena Petrich tritt der Idealfall ein – sie ist Erzieher und Sportler in einer Pers

Milena Petrich kommt auf Inlinern auf Touren

Logisch, dass sie einem Sportverein angehört: Zum Dream Team Walsleben hat sie es verschlagen, also kein monotones Training, sondern vielfältig ausgerichtet. Tischtennis, Volleyball, Zweifelderball – immer in der Gruppe. Sie mag aber ebenso die Qualen allein und schlüpft in Inliner, zieht dann ein paar Kilometer durch, oder auch ein paar mehr. „Unter 20 sind es ganz selten.“ Freunde haben versucht, ihr Tempo mitzuhalten. Vergeblich. Denn Milena Petrich heizt schon zu Beginn kräftig. „Ich will schnell auf Hochtouren kommen“, während die Trainingspartner meistens mehr zum Quatschen kommen. „Ich habe noch keinen gefunden, der mein Tempo und meine Strecke so mitzieht.“

Es klingt nachvollziehbar und passt ins Bild einer sortierten Frau, wenn Milena Petrich davon spricht: „Nach dem Bachelor-Studiengang wird ein Master angestrebt.“ Wohl derjenigen, die sich einen so farbenprächtigen Strauß zusammenstellen ka

Was steckt hinter Azudent:innen?

Praxisinhalte: Die KSB-Azudentin unterstützt in allen Bereichen der täglichen Arbeit. Somit lernt sie alle Aufgabenbereiche von Vereinsberatung bis zur Kontrolle von Fördermittelanträgen des Kreissportbundes kennen. Sie soll sich zukünftig noch mehr mit Sport im Vorschulbereich beschäftigen, passend zu ihrem Studiengang. Ihre Aufgabe wird es, Sport sowie Bewegung im Alltag der Kinder zu fördern und auch die Öffentlichkeit für das Thema Bewegung zu sensibilisieren. In diesem Rahmen ist Milena Petrich Bindeglied einer Kooperation mit der Kita in Walsleben, wo sie mehrmals die Woche sportliche Angebote vorstellen kann – sofern es die Pandemieverordnungen zulassen.

Voraussetzungen: Ein Azudent ist ein dualer Student, der parallel einen Ausbildungsabschluss und einen Fachhochschulabschluss anstrebt. Zugangsvoraussetzungen sind das Abitur und ein Kooperationsbetrieb. Es werden theoretische und praktische Inhalte im Betrieb und an der Fachhochschule kombiniert. Es teilt sich für Milena Petrich in 20 Stunden Arbeit im Betrieb und 20 Stunden Fernstudium über die Europäische Sport-Akademie Brandenburg (Fachhochschule für Sport und Management) auf.

Nachfolgerin: Milena Petrich ist die zweite Azudentin beim Kreissportbund Ostprignitz-Ruppin. Ihr Vorgänger ist Hannes Holtmann. Der Wittstocker studierte Management mit der Spezialisierung Sport, während sie die Richtung Sport- und Bewegungspädagogik eingeschlagen hat.

Berufsaussichten: Der duale Weg eines Azudenten lässt vielfältige Berufsmöglichkeiten zu. Neben einem Hochschulabschluss kann der Azudent zusätzlich drei Jahre Berufserfahrung vorweisen.