11.06.2021 10:06

Sportentwicklung in Cottbus

Stadien, Frauensport, Ostsee: Wohin entwickelt sich die Sportstadt Cottbus?


Der Sport hat Tradition in Cottbus. Er soll aber nicht nur im Gestern seine Bedeutung behalten, sondern auch morgen funktionieren. Dazu könnte auch die Sportentwicklungsplanung beitragen. Was sie Cottbus bringen kann – und was nicht.

Was der Sport in Cottbus für eine Historie hat, verrät schon ein einzelner Bürgersteig. Auf dem „Weg des Ruhmes“ sind vor dem Rathausgebäude mehr als 30 olympische Medaillengewinner der Stadt in den Asphalt eingearbeitet – von Rosemarie Ackermann über Lutz Heßlich bis zu Christoph Harting. Cottbus und der Sport, das hat mit Tradition, Stolz und Identität zu tun. Man definiert sich hier teilweise noch immer über die Leibesübungen – auch wenn der größte Fußballklub der Stadt schon lange nicht mehr die Bayern ärgert, sondern in der vierten Liga gegen Amateure spielt.

Die Cottbuser Sportfamilie ist eine nicht zu vernachlässigende Größe im Stadtbild.

Jeder vierte Cottbuser ist in einem Sportverein integriert. Laut dem Stadtsportbund sind knapp 24.000 Mitglieder in mehr als 145 Vereinen aktiv. „Das muss uns erstmal jemand nachmachen“, sagt Thomas Bergner (CDU) aus dem Cottbuser Rathaus, der sich neben dem Geschäftsbereich Ordnung, Sicherheit, Umwelt und Bürgerservice auch um die Belange im Sport kümmert und Sportdezernentin Maren Dieckmann (SPD) unterstützt.

Die Menschen in Cottbus werden älter, das verändert auch den Sport

Aus diesen Kennzahlen ergeben sich aber auch Erwartungen und Aufgaben. Wohin also muss sich die Sportstadt Cottbus in den nächsten Jahren entwickeln, damit sie den Namen weiterhin verdient? Sind die Hallen, Stadien und Plätze modern genug? Wie können Leistungs- und Breitensport in Gleichklang gebracht werden? Wie stärkt man die Leistungszentren vom Radsport, Turnen oder Fußball und fördert gleichzeitig neue Trendsportarten?

Fragen, die sich nicht erst seit gestern stellen. Jahrelang wurde in Cottbus über eine Sportentwicklungsplanung debattiert, die die Bedarfe der Gegenwart und Zukunft analysieren soll. Eben jene hat die Stadtverwaltung in diesem Jahr in Auftrag gegeben, um den Sport mit einer verlässlichen Grundlage weitergestalten zu können. „Wir werden immer älter“, sagt Bergner. „Mit demografischen Entwicklungen verschieben sich auch bestimmte Bedarfe.“ Bergner erhofft sich viel von der Bestandsaufnahme. Sie soll eine To-Do-Liste für die nächsten Jahre erstellen. „Sind die Angebote, die wir machen, noch zeitgemäß? Wo müssen wir nachjustieren? Wo brauchen wir neue Angebote außerhalb vom Vereinssport? Dazu wünsche ich mir Ergebnisse“, sagt Bergner. Mehr als 90.000 Euro lässt sich die Stadt diese  unabhängige Untersuchung kosten. Beauftragt wurde das Potsdamer Institut für kommunale Sportentwicklungsplanung (IINSPO) an der Fachhochschule für Sport und Management Potsdam.

Stadtsportbund Cottbus sieht Engpässe bei den Sportstätten

Dass ein solches Papier von objektiven Planern erarbeitet wird, begrüßt mit Tobias Schick auch der Geschäftsführer vom Stadtsportbund Cottbus. „Es hilft, wenn das mal von externen Experten und nicht von Lobbyisten der Sportvereine wie uns gemacht wird“, sagt Schick. Um den Sport nachhaltig zu entwickeln, „brauchen wir neutralen Input und Impulse“. Denn es gibt viel zu tun für Institutionen und Vereine. Schick nennt die Nachwuchsförderung, die Gewinnung von Ehrenamtlern, den Frauensport, den Gesundheits- und Präventionssport sowie die Sportstätten. „Infrastruktur ist ein knappes Gut“, weiß er. „Wir haben Engpässe. Man Cottbus endlich besprechen dürfen, ob wir genügend Sportstätten haben, und ob die, die wir haben, wirklich zeitgemäß sind, oder ob man andere Flächen effektiver nutzen könnte.“

Segeln, Kitesurfen & Co.: Entstehen neue Sportarten am Cottbuser Ostsee?

Mit dem Cottbuser Ostsee kommt eine neue Fläche hinzu. Der größte künstliche See, der in Deutschland entstehen soll, schreit förmlich nach innovativen Sportarten, die die Region so bisher noch nicht hat wie Segeln oder Kitesurfen. „Die Attraktivität des Sees hängt davon ab, was auf und um den See herum passiert“, sagt Thomas Bergner. „Ich glaube nicht, dass ein Berliner oder Dresdner mit seiner Decke hierherfährt, sich an eine Bundesstraße legt und sagt: Na das ist ja toll hier!“ Bergner und Schick sind sich einig, dass man hier richtig was entstehen lassen kann – und auch muss. Die Sportentwicklungsplanung soll Anregungen dazu liefern. „Wir dürfen bei einer Entwicklungsplanung aber nicht damit rechnen, dass uns irgendwelche Entscheidungen abgenommen werden“, betont Schick. Die Ergebnisse des Inspo-Instituts seien nur der erste Schritt. „Danach müssen wir unsere Hausaufgaben machen. Wir müssen ein Leitbild haben und uns im Klaren darüber sein, was wir eigentlich wollen. Was können und wollen wir uns für eine Sportstadt leisten?“

Doch erstmal muss man die Untersuchung abwarten. Mit Ergebnissen ist im nächsten Sommer zu rechnen.

Quelle: Lausitzer Rundschau (https://www.lr-online.de/lausitz/cottbus/sport-in-cottbus-stadien_-frauensport_-ostsee_-wohin-entwickelt-sich-die-sportstadt-cottbus_-57249825.html), abgerufen am 08. Juni 2021