29.09.2022 17:23

Bildungstagung 2022: Wie der Sport zukünftige Anforderungen meistern und Ehrenamtliche gewinnen kann

Über die künftigen Herausforderungen diskutierten rund 50 Vertreter der Kreis- und Stadtsportbünde, der Landesfachverbände und brandenburgischen Vereine unter der Überschrift „Change Management – Zukünftige Anforderungen an den Verein“ am 29. September anlässlich der ESAB Bildungstagung mit Experten aus Theorie und Praxis.


Podiumsdiskussion mit Persönlichkeiten aus Wissenschaft und Sportorganisation
Zum Auftakt diskutierten Birgit Faber (LSB-Vizepräsident für Bildung), Michaela Röhrbein (DOSB Vorstand Sportentwicklung), Daniel Keller (Sprecher Sport- und Gesundheitspolitik SPD-Landtagsfraktion), Prof. Dr. Sebastian Braun (Leiter Sportsoziologie HU Berlin), Milena Petrich (Ehrenamtliche Trainerin), Jasmin Ewald (Ehrenamtliche Trainerin) über diejenigen, ohne die das Vereinsleben nicht denkbar wären und die zunehmend schwerer zu gewinnen sind: Die Ehrenamtlichen im Sport. 

Die Herausforderungen bei der Gewinnung von Ehrenamtlichen kamen dabei ebenso zur Sprache wie die Möglichkeiten, das Ehrenamt generell attraktiver zu gestalten – sowohl durch die Verbesserung der strukturellen Bedingungen in den Vereinen als auch durch Faktoren wie Sportinfrastruktur und monetärer Besserstellung.

Einig sind sich die Diskussionsteilnehmer:innen schnell: Die Rahmenbedingungen müssen gestärkt und verbessert werden. Denn nach der kürzlich veröffentlichten Ehrenamts-Studie, die Prof. Dr. Braun anspricht, hat das gesamtgesellschaftliche ehrenamtliche Engagement  im Sport zwischen 2014 und 2019 abgenommen, während es in anderen Bereich gestiegen ist. Begeistern lassen sich junge Menschen von Freude an der Tätigkeit, wenn sie ihre Ideen in die Praxis umsetzen können und Gemeinschaftsgefühl erleben. DOSB-Vorstand Michaela Röhrbein ergänzt ihre These, dass sich das Motiv verändert hat, warum Menschen sich ehrenamtlich betätigen. So sollten Sportorganisationen den Mehrwert besser erklären – zum Beispiel hinsichtlich der Qualifikationsangebote. Sie appelliert in Anlehnung an die Ehrenamtskampagne des Landessportbundes Brandenburg daran, dass es greifbarer werden muss, was man im Sport lernen kann. Ergänzend hierzu nennt Daniel Keller die Faktoren, die von der Politik aktiv beeinflusst werden können wie die Sportinfrastruktur und gesetzliche Vorgaben wie Daten- und Kinderschutz.

Für Birgit Faber ist auch der Umgang mit den hauptberuflichen und ehrenamtlichen Akteuren im Sinne der Arbeitsbelastung und Differenzierung ein Faktor, der zu Motivation oder Ablehnung führen kann. Die ehrenamtlichen Trainerinnen Jasmin Ewald und Milena Petrich ergänzen ihre Sicht: Nicht nur die gesetzlich vorgegebenen und satzungsgemäßen Strukturen sind wichtig, sondern auch Ansprechpartner:innen im Sinne von Vertrauenspersonen und Mentoren.

Expertenrunden nehmen Zukunftsthemen in den Blick
Welche Faktoren zudem entscheiden sind, warum neue Bildungsinhalte und die Vernetzungen innerhalb des Sportlandes wichtig sind und welche Rolle die Generation Y beim gesellschaftlichen Wandel spielt, thematisierten die Referent:innen in den folgenden Fachvorträgen.

Zu Beginn referierte Falk Golinsky zum Thema Change Management. Um Veränderungen gut zu managen und Vereine durch Veränderungen zu entwickeln, zählen Achtsamkeit, gemeinsame Bewältigung und Gestaltung sowie gute Kommunikation zu den Erfolgsfaktoren und ergänzen die Schlüsselfaktoren für eine veränderungsfreundliche Vereinskultur. Prof. Dr. Braun stellte die Ergebnisse der Studie „Ehrenamtliches und freiwilliges Engagement im Sport: Sportbezogene Sonderauswertung der „Deutschen Freiwilligensurveys“ (FWS) von 2014 bis 2019“ vor.  Mit einem Vortrag zur Digitalisierung schloss Prof. Dr. Ronald Wadsack die Expertenrunde ab.

Ergebnisreicher Praxistransfer
Birgit Faber zieht das Fazit, dass sich alle Teilnehmenden des gesellschaftlichen Wandels bewusst sind und nur gemeinsam die Veränderungen im Sportland Brandenburg voranzubringen sind. Hierzu hat die Bildungstagung neue Impulse von den Speakern aus dem organisierten Sport, Wissenschaft und Politik bekommen.

Die diesjährige Bildungstagung hat erfolgreich die Impulse aus der Wissenschaft in die Praxis transferiert. Im Bezug zu der Erkenntnis, dass die Gewinnung und Begeisterung von Ehrenamtlichen für den Sport ein zentrales Thema der Zukunft ist, war die Bildungstagung der Auftakt für aufbauende Gespräche mit den Landesfachverbänden, Kreis- und Stadtsportbünden im Hinblick auf den Sportkongress 2023.